04.05.2024 15:59 Uhr

Ulm macht Durchmarsch in die 2. Bundesliga perfekt

Der SSV Ulm steigt in die 2. Bundesliga auf
Der SSV Ulm steigt in die 2. Bundesliga auf

Platzsturm und Party - der SSV Ulm kehrt nach 23 Jahren in die 2. Liga zurück.

Johannes Reichert rieb sich inmitten der bierseligen Ulmer Aufstiegsparty immer wieder verwundert die Augen. "Ich habe mich das fast nicht mehr zu träumen gewagt", sagte der Kapitän völlig überwältigt von diesem Fußball-"Wunder", das niemand besser verkörpert als er selbst.

Reichert ist gebürtiger Ulmer, er war Balljunge beim SSV, für den er schon mit fünf kickte. In der einzigen Bundesliga-Saison bejubelte er den Ehrentreffer beim legendären 1:9 gegen Leverkusen wie einen Sieg, sein Opa, der Vater, die Brüder - alle lieben den Klub.

Reichelt erlebte drei Insolvenzen mit, tingelte als Innenverteidiger mit den Spatzen über die Dörfer und stand nach einer Sperre als Anpeitscher auf dem Zaun.

"Das jetzt", sagte der 32-Jährige am Samstag, "ist der schönste Tag meines Lebens! Kommt alle in die Stadt - wir feiern eine Woche durch!"

Nach vielen Tälern endlich am Ziel

Um Reichert herum tobte nach dem 2:0 (0:0) über Viktoria Köln die vorgezogene Meisterparty, Tausende Fans hatten den Rasen des Donaustadions gestürmt.

Ulm ist nach 23 Jahren zurück in Liga zwei, dem SSV glückte als fünftem Klub nach Leipzig 2014, Würzburg 2016, Regensburg 2017 und Elversberg im vergangenen Jahr der Durchmarsch aus der Regionalliga.

"Wahnsinn! Wir sind gestartet als sicherer Absteiger", sagte Trainer Thomas Wöhrle, der 2021 von der Frauen-Mannschaft des FC Bayern gekommen war, "es ist unfassbar, was wir hier auf die Beine gestellt haben." Geschäftsführer Markus Thiele fand es "unbegreiflich" und "sensationell".

Neben ihm stand Oliver Unsöld, noch so ein Ur-Ulmer, der 1999 mit dem SSV in die Bundesliga aufgestiegen war, und war fassungslos. "Das ist Genuss pur!", sagte der Nachwuchsleiter im "SWR": "Wir haben so viel auf die Fresse bekommen, so viele Täler durchlaufen müssen. Vor zwei Jahren sind wir noch mit 80 Leuten nach Bahlingen gefahren..."

"Wir haben Geschichte geschrieben"

Am 33. Spieltag der vergangenen Saison kehrte Ulm nach 22 Jahren in den Profifußball zurück, ein sensationeller Lauf mit 16 Spielen ohne Niederlage brachte nun den neuerlichen Coup.

"Wir haben Geschichte geschrieben", rief Toptorjäger Leonardo Scienza, der gegen Köln das wichtige 1:0 erzielt hatte und ergänzte völlig losgelöst: "Ich habe Freunden und Familie gesagt: Ruft mich die nächsten zwei, drei Tage nicht an, ich bin weit weg von dieser Welt. Wir feiern! Feiern, feiern, feiern!"

Nur Wöhrle wollte da nicht mitmachen. "Da muss ich viele enttäuschen, das ist gar nicht meine Welt." Der nüchterne Trainer dachte womöglich schon an die Herausforderung 2. Liga.

Die Lizenz wurde nur unter Auflagen erteilt. Eine Rassenheizung muss her, das Flutlicht nachgebessert werden. Der SSV ist gezwungen, auf junge Spieler zu setzen.

Doch der Mannschaft ist nicht bange. "Wir werden unseren Weg weitergehen", sagte Dennis Chessa, der aus dem nahen Günzburg kommt, mit seinem Sohn auf dem Arm: "Hart arbeiten, nicht abheben, als Team zusammenhalten." Vorher, versprach er, werde die Partystadt Ulm "beben. Ich habe fast ein bisschen Angst davor..."

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