04.05.2024 12:27 Uhr

Hamburger-Stadtderby ohne "echten" Gewinner?

Der Hamburger SV bejubelt den Derbysieg gegen den FC St. Pauli
Der Hamburger SV bejubelt den Derbysieg gegen den FC St. Pauli

Nach dem hitzigen Hamburger Stadtderby kann sich der HSV kurz freuen. In die Bundesliga aufsteigen wird wohl trotzdem nur der Rivale St. Pauli.

Emotionen auf den Rängen, Handgemenge auf dem Spielfeld und verbale Scharmützel ohne Ende: Das 111. Hamburger Stadtderby ließ nichts vermissen - außer ein Team, das sich nachhaltig freuen durfte.

Ja, der HSV hat die historische Demütigung, den Aufstieg des Erzrivalen im eigenen Wohnzimmer, abgeschmettert, doch die eigene Bundesliga-Rückkehr ist dadurch kein Stück näher gerückt. Und beim FC St. Pauli? Da heißt es Wunden lecken und weiter warten.

"Wir wollten zeigen, wem die Stadt gehört. Und das haben wir bewiesen", sagte HSV-Spieler Jonas Meffert nach einem denkwürdigen Abend im elektrisierten Volkspark. Immerhin. Was dem Heimteam beim wilden 1:0 (0:)-Erfolg trotz des späten Siegtreffers von Robert Glatzel (85.) jedoch nicht gelang, war die eigenen Aufstiegsaussichten zu verbessern.

Vier Punkte fehlen weiterhin auf die konstante Fortuna aus Düsseldorf auf dem Relegationsrang, die auch gegen den 1. FC Nürnberg (3:1) nicht patzte. Beim HSV kehrt deshalb langsam, aber sicher Ernüchterung ein. "Wir können es nicht beeinflussen. Es ist scheiße, so hoffen zu müssen", sagte Meffert und gestand: "Irgendwo sind wir ja auch selber schuld."

Nach zahlreichen vermeidbaren Niederlagen droht dem ehemaligen Bundesliga-Dino die siebte Zweitligasaison in Folge. Auch Trainer Steffen Baumgart wollte sich im Anschluss an den verdienten Derbysieg, der die Mannschaft immerhin mit den eigenen Fans versöhnte, kaum mehr mit den verbliebenen Aufstiegshoffnungen beschäftigen.

FC St. Pauli will gegen Osnabrück Bundesliga-Rückkehr klarmachen

Stattdessen war Baumgart ordentlich geladen. "Ich bin der Richtige an der richtigen Stelle. Und alle anderen können mich mal da, wo ich noch schöner bin", schoss er bei Sky in Richtung seiner Kritiker. Unter anderem Trainerlegende Christoph Daum hatte zuletzt die Verpflichtung Baumgarts kritisiert, HSV-Ikone Felix Magath sprach seinem Herzensklub in der FAZ den "Anspruch" ab.

Doch nicht nur an diesen Aussagen sowie an der Leistung von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck, der dem HSV ein Tor zu Recht und eines zu Unrecht aberkannt hatte, arbeitete sich Baumgart ab - nein, auch der Gegner bekam sein Fett weg. Weil Spieler des Kiezklubs bei Teilen ihres Aufwärmprogramms die Hälfte des HSV betraten, was zu einer Rudelbildung führte, konstatierte der Trainer fehlenden "Respekt". "In meiner Hälfte hat keiner was zu suchen", giftete Baumgart.

Ganz spurlos scheint das drohende Verpassen des Saisonziels am 52-Jährigen nicht vorbeizugehen. Der Trainer wird wohl auch in seiner ersten potenziell kompletten Saison als HSV-Coach seine Chance bekommen, der Druck dürfte ab Sommer aber kaum sinken. Nach sechs Jahren Abstinenz aus der höchsten Spielklasse ist die Sehnsucht im Umfeld des Traditionsvereins riesig.

Noch länger, nämlich seit 13 Jahren, lechzt der FC St. Pauli nach seiner Bundesliga-Rückkehr, doch trotz der verpassten Chance im Wohnzimmer des Rivalen sind die Kiezkicker weiter auf Kurs. Nachdem sich die Gemüter im Volkspark endlich abgekühlt hatten, richteten Trainerjuwel Fabian Hürzeler und sein Team den Blick schnell nach vorne.

"Wir müssen eine gute Trainingswoche bestreiten und dann zu Hause mit den Fans im Rücken ein anderes Spiel machen", sagte Topstürmer Marcel Hartel. Der zweite Matchball bietet sich gegen den Tabellenletzten - am nächsten Sonntag (13:00 Uhr/Sky) ist der VfL Osnabrück zu Gast am Millerntor.

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